Zusammenfassung 19 : Freiburg und Köln

janalog-unterwegsAn letztem Wochenende nutzte ich meine freie Zeit um mich wieder ein bisschen meinem (persönlichen) fotografischen Leben zu widmen. Es ging nach Freiburg. Dort besprach ich die Präsentationsmöglichkeit von „BUCH I“ mit einem Buchbinder, bei welchem ich vor vielen Jahren mal ein paar Tage hospitiert habe. Zwar wird das Buch erstmal auf Eis liegen, aber nächstes Jahr nochmal mit Laborausbelichtungen angegangen. Dann hoffentlich in kompletter analoger Handarbeit!
Ansonsten nutzte ich die Zeit in meiner Lieblingsstadt um eine Kunstausstellung anzusehen und mich mit den fotografischen Theorien Vilem Flussers auseinanderzusetzen. Ich mag theoretische Bezüge zur Fotografie und diese sind für mich auch ziemlich wichtig. Denn eine unreflektierte Fotografie finde ich ziemlich schwierig. Was jedoch sehr oft den Ausgang hat, dass ich ohne ein einziges Foto wieder nach Hause komme.

Dafür gab es aber auf dem Kirchzartener Fotosalon genug andere Fotografien zu sehen, mal schlechtere, mal bessere. Dort fand ich ein paar analoge Fotos, unter anderem auch Polaroidexperimente und die Bushaltestellenbilder vom Max Orlich, mit dem ich im Sommer schonmal mit der Kamera in Freiburg unterwegs war.

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In Köln ging ich mit meiner Rolleiflex spazierend durch die Straßen, fand aber wieder keine Motive. Jedoch hat mich dafür die aktuelle Ausstellung in der Photographischen Sammlung wirklich beeindruckt. Eigentlich sprach mich das Plakatmotiv der Ausstellung gar nicht an, aber ich war noch nie dort gewesen und wollte das auf jeden Fall ändern. Die Ausstellung zeigte Hans Eijkelbooms konzeptionelle Außeinandersetzung mit der Fotografie. Es waren viele Bilder, verdammt viele Bilder. So viele Bilder erschlagen mich meist, machen mich müde. Doch bei ihm waren es zusammenhängende und auch kompakt präsentierte einzelne Serien. Hier wiegte das einzelne Bilder nicht viel und die Idee mehr als die technische Perfektion oder Ästhetik. Ich möchte die Serien hier nicht beschreiben, aber in meinem Kopf blieb der spielerische und forschende Umgang welche er mit der Fotografie hat. Solche Ansätze sind es, welche mir Mut machen und mich begeistern.

Am Abend fand der Vortrag der Deutschen Gesellschaft für Photographie mit dem Thema „Fokus Urheberrecht: Analoge künstlerische Fotografie und späte Digitalisierung“ in der Michael Horbach Stiftung statt. Hier ging es darum wie man damit umgehen könnte, wenn der Farbabzug eines Sammlers mit den Jahren einen Farbstich bekommt und nicht mehr den Zustand wie beim Kauf besitzt. Es war gut meine uhrheberrechtlichen Kentnisse in diesem Zusammenhang wieder aufzufrischen und Fotos konnte man in den Ausstellungsräumen davor auch noch anschauen. Wobei dafür zu wenig Zeit blieb…..

 

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Wenn ein Bild verschwindet

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Wenn man mit vielen „Analogfotografen“ spricht und in diversen analogen Fotografieforen rumscrollt, dann bekommt man früher oder später mit, dass der Begriff „Archivfest“ durchaus eine große Bedeutung und Wichtigkeit hat. Zwar wird das Filmmaterial, im Vergleich zur digitalen Problematik, als recht langlebig betrachtet, denn nicht umsonst werden im Barbarastollen bei Freiburg wichtige Dokumente auf Film gelagert. Doch damit dies auch wirklich der Fall ist muss man ein bisschen aufpassen. Neben dem richtigen entwickeln, ausreichend fixieren sowie genügend wässern ist das passende Material und die Lagerung dafür ziemlich wichtig. Bei Negativen und Abzügen.

Wenn wir uns fotogeschichtlich zurückerinnern, war doch genau diese Bildstabilität das größte Problem. Doch anscheinend haben wir das nun gelöst. Oder doch nicht?

Nahezu gegenteilig dazu fungiert die Smartphone-App Snapchat. Ich verurteile dieses Programm nicht, im Gegenteil, ich finde diese Bildwahrnehmung irgendwie reizvoll.  Zwar juble ich diese Bilderflut und Bildrezeption ganz und gar nicht hoch, doch im Vergleich zum nahezu gleichen Wahn der Archivfestigkeit ist dies wohl eine nachvollziehbare und nicht aufhaltbare gesellschaftliche Entwicklung.

Als Fotograf/in geht man jedoch meist mit einer ganz anderen Einstellung dran, gerade im Analogen. Unsere Fotos sind wirklich da, man kann sie anfassen. Doch auch unter diesen gibt es welche die verschwinden. So ist es mit einem Polaroidabdruck geschehen, welchen ich meinem ehemaligen Fotodozenten geschenkt habe. Dieser hängt an der Wand seines ziemlich hellen Büros und fing mit der Zeit langsam an zu verschwinden. Nach inzwischen einem Jahr hängt nur noch ein theoretisch leeres Blatt Papier im Rahmen.

Als er mir erzählte, dass das Bild immer blasser wird, kam bei mir keine Panik auf. Auch wenn es immerhin ein Unikat war, es ist ein Geschenk an ihn. Nun ist es weg, aber irgendwie immer noch da. Das Wissen, dass sich genau an dieser Stelle des Papiers Strukturen, Formen und auch Farbe abgezeichnet haben, hat etwas ziemlich persönliches. Immerhin weiß er, ich und auch ein paar andere, was für ein Bild in diesem Rahmen hing bzw. imaginär noch hängt. Die „neuen“ Betrachter sehen nur ein leeres Blatt Papier.

Ist das nicht wunderbar? Das Wissen dieses Bild nahezu für sich alleine zu haben? Mir geht es auf jeden Fall so, auch wenn ich ein Scan davon auf der Festplatte gespeichert habe. Aber ich verzichte darauf, dies im Vergleich auch zu zeigen. Es ist sein Bild!