analog gedacht

Ich habe lange gesucht, bin jeodch bisher nie fündig geworden – bis jetzt. In der Stadtbibliothek habe ich das erste Buch gefunden, welches die analoge Fotografie behandelt. Es handelt sich um das 2015 erschienene „think analog“ von Antonino Zambito.
Ich habe mich sehr darüber gefreut und sehe es als einen kleinen Aufschwung für die analoge Fotografie.

Doch leider bin ich persönlich ziemlich unglücklich über das Buch. Ich habe es nur quergelesen bzw. durchgeschaut, doch es ist das ähnliche Blabla der Fotografiebücher, gegen welche ich so allergisch reagiere. Es ist meiner Meinung nach ziemlich oberflächlich, wobei es für die meisten Leser wohl reichen wird. Da bin ich vielleicht einfach zu kritisch und darf solche Bücher einfach nicht lesen.

Jedoch bin ich in der allgemeinen Einführung unter der Überschrift „Entschleunigung. Jeder Schuss zählt“ über ein paar Formulierungen gestolpert, welche meinen Kopf doch sehr zum rattern bringen:
„[..]Man macht sich keine großen Gedanken um die Technik, sondern baut stattdessen eine Verbindung zum Motiv auf[..]“
Wirklich? Der erste Teil der Aussage verbinde ich eher mit der Smartphonefotografie oder Lomographie. Ich finde die Formulierung sehr missglückt. Zwar bin ich selbst oft ganz und gar nicht perfekt und eigentlich eine Verfechterin des instinktiven Handelns, aber bitte, technisches Wissen ist gerade in der analogen Fotografie durchaus das Rüstwerkzeug! Ein bisschen nachdenken was man denn machen will ist schon nötig. Und genau das ist für mich die Entschleunigung. Zeit zum Nachdenken UND für die Verbindung zum Motiv zu haben und sich diese auch zu nehmen!

„[..]Dadurch ist man immer bereit für das Foto und verpasst es nicht, weil man gerade auf den Bildschirm starrt[..]“
Auch hier läuft mir die Formulierung negativ den Rücken runter. Es ist ähnlich mit dem ersten Zitat, doch auch anders. Zwar starre ich nicht auf den Bildschirm, aber muss je nach Kamera die Einstellungen selbst vornehmen. Gerade bei Motiv- oder Lichtwechsel ist man nicht immer sofort bereit das Foto zu machen und sollte wach im Köpfchen sein. Verpassen ist meiner Meinung nach zudem gegenläufig zur Entschleunigung und geht doch sehr stark in die Richtung der Beschleunigung!

Aber, fotografieren und fotografieren lassen.
Egal ob digital oder analog, ich hab auf beiden Seiten sehr große Techniknarren kennen gelernt und finde daher allgemeingängige Formulierungen sehr schwer bis unmöglich.

Die Bilderschenkerei und der Weihnachtszirkus

Es ist jedes Jahr das gleiche Theater. Jedes Jahr der Kampf mit dem Gewissen! Verschenke ich nun etwas zu Weihnachten oder nicht? Eigentlich möchte ich mich aus dem Zirkus raushalten, aber gesellschaftliche Zwänge wabbern mir trotzdem im Hirn rum.

Als (kleines) Kind ist das alles kein Problem. Man wird reich beschenkt und muss nichts weiter tun als lächeln, danke sagen, sich freuen und vielleicht noch ein Bild als Dankeschön malen. Etwas eigenes verschenken – Ja, das bringt Eltern, Großeltern und auch Verwandte zum strahlen. Was bleibt einem denn in diesem Alter auch sonst übrig?

Doch je älter man wird, desto materieller wird das alles. Das kommt mir auf jeden Fall so vor. Ich bekomme nicht gerne was geschenkt und verschenke nicht gerne – nicht aus/auf Zwang und Termin! Eigentlich schenke ich nur wenn mir etwas passendes für die jeweilige Person einfällt. Darunter fallen ab und an Fotoshootings oder auch Ausbelichtungen bzw. Prints. Das passiert nicht (nur) zu üblichen Schenketerminen, sondern oft einfach so. Die große Vorraussetzung dafür ist, dass ich weiß, oder mindestens vermute, dass es der beschenkten Person auch gefällt.

Doch irgendwie finde ich mich gerade in einer komischen Situation wieder. Nun muss und will ich schenken, doch die ursprüngliche Idee hat nicht geklappt. So möchte ich auf die naheliegenste Möglichkeit zurückgreifen – ein Bild verschenken. Wie früher. Doch STOP, ist das auch wirklich eine gute Idee? Im Hinterkopf habe ich diverse Bedenken, denn meine Fotos kommen nicht immer und überall gut an. „Zu Abstrakt“, „Ich kann damit nichts anfangen“, „Das passt bei mir nirgends hin“ und ähnliches habe ich aus verschiedensten Ecken schon zu hören bekommen. Zwar tun diese Aussagen weh, aber ich verstehe es. Ich möchte auch nicht alles haben. Vor allem wenn ich keinen Bezug dazu habe. Es gibt doch nichts blöderes als freundlich ein Geschenk annehmen zu müssen von welchem man weiß, dass man es nie benutzen/aufhängen/wertschätzen wird. Zudem würde es mir das Herz brechen wenn ein Bild, welches ich schenke, nicht gemocht und dementsprechend behandelt wird. Nicht vorzustellen wenn dies sogar im Papierkorb landen würde, oder unter einem Stapel anderen Sachen. Nein, dann schenke ich lieber nichts und versuche dazu zu stehen.

Irgendwie ist mir die Freunde an der Geste verloren gegangen. Mir gefällt so wenig – vor allem nichts materielles. Doch wie geht es den von mir Beschenken tatsächlich? Es wird mir wohl nichts übrig bleiben als es auszuprobieren. Dann werde ich nun meinen Mut, ja Mut, auch wenn es sich theatralisch anhört, zusammen nehmen müssen und versuchen dazu zu stehen. Aber bei meinen eigenen Arbeiten und der Familie bin ich durchaus ein gebranntes Kind, ich zeige meine Arbeiten inzwischen so gut wie nie. Oder es ist alles nur in meinem Kopf.

Immerhin gibt es konservative Augenkost. Ich bin gespannt.

Wenn ein Bild verschwindet

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Wenn man mit vielen „Analogfotografen“ spricht und in diversen analogen Fotografieforen rumscrollt, dann bekommt man früher oder später mit, dass der Begriff „Archivfest“ durchaus eine große Bedeutung und Wichtigkeit hat. Zwar wird das Filmmaterial, im Vergleich zur digitalen Problematik, als recht langlebig betrachtet, denn nicht umsonst werden im Barbarastollen bei Freiburg wichtige Dokumente auf Film gelagert. Doch damit dies auch wirklich der Fall ist muss man ein bisschen aufpassen. Neben dem richtigen entwickeln, ausreichend fixieren sowie genügend wässern ist das passende Material und die Lagerung dafür ziemlich wichtig. Bei Negativen und Abzügen.

Wenn wir uns fotogeschichtlich zurückerinnern, war doch genau diese Bildstabilität das größte Problem. Doch anscheinend haben wir das nun gelöst. Oder doch nicht?

Nahezu gegenteilig dazu fungiert die Smartphone-App Snapchat. Ich verurteile dieses Programm nicht, im Gegenteil, ich finde diese Bildwahrnehmung irgendwie reizvoll.  Zwar juble ich diese Bilderflut und Bildrezeption ganz und gar nicht hoch, doch im Vergleich zum nahezu gleichen Wahn der Archivfestigkeit ist dies wohl eine nachvollziehbare und nicht aufhaltbare gesellschaftliche Entwicklung.

Als Fotograf/in geht man jedoch meist mit einer ganz anderen Einstellung dran, gerade im Analogen. Unsere Fotos sind wirklich da, man kann sie anfassen. Doch auch unter diesen gibt es welche die verschwinden. So ist es mit einem Polaroidabdruck geschehen, welchen ich meinem ehemaligen Fotodozenten geschenkt habe. Dieser hängt an der Wand seines ziemlich hellen Büros und fing mit der Zeit langsam an zu verschwinden. Nach inzwischen einem Jahr hängt nur noch ein theoretisch leeres Blatt Papier im Rahmen.

Als er mir erzählte, dass das Bild immer blasser wird, kam bei mir keine Panik auf. Auch wenn es immerhin ein Unikat war, es ist ein Geschenk an ihn. Nun ist es weg, aber irgendwie immer noch da. Das Wissen, dass sich genau an dieser Stelle des Papiers Strukturen, Formen und auch Farbe abgezeichnet haben, hat etwas ziemlich persönliches. Immerhin weiß er, ich und auch ein paar andere, was für ein Bild in diesem Rahmen hing bzw. imaginär noch hängt. Die „neuen“ Betrachter sehen nur ein leeres Blatt Papier.

Ist das nicht wunderbar? Das Wissen dieses Bild nahezu für sich alleine zu haben? Mir geht es auf jeden Fall so, auch wenn ich ein Scan davon auf der Festplatte gespeichert habe. Aber ich verzichte darauf, dies im Vergleich auch zu zeigen. Es ist sein Bild!

Ein Polaroid ist ein Döner.

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Mit genau diesem Spruch hatte ich meinen ersten Kontakt mit dem Fuji Sofortbildmaterial. Jedoch ist dieser schon ein paar Jährchen alt, um genauer zu sein stammt er aus meiner Zeit in der Fotoschule (2010-2012). Es handelte sich zwar um die größere 4×5″ Variante, welche mein Fotolehrer damit meinte, aber das hinderte mich damals nicht davon ab dieses Bild für ihn auf das kleinere Format zu schießen.

Es ist das erste Polaroid, welches ich vor etwas mehr als fünf Jahren mit meinem ersten eigenen Sofortbildmaterial aufgenommen habe. Kurz zuvor kaufte ich mir nämlich eine Sinar F1, bei welcher neben umfangreichem anderem Zubehör auch ein Polaroid-Rückteil inkl. abgelaufener Fuji-Befüllung dabei war. Jedoch brauchte es noch eine weitere Kamera, der Polaroid Land 230, bis ich mich richtig an das Material traute.

Und inzwischen lasse ich die Kameras sogar ganz weg! hihi.

 

Sofortbilder gehören weggegeben!

Sofortbild von mir. Foto: Claudia Muñoz

Sofortbild von mir. Foto: Claudia Muñoz

Jawohl. Die Sofortbilder gehören weggegeben!

Sofortbilder, umgangssprachlich auch eher unter Polaroids bekannt, sind äußerst gesellige Bilder. Doch sie wollen nicht in eine Sammlung oder gar ganz ordentlich archiviert werden…..oh Nein!
Die Geselligkeit bezieht sich auf die äußest ausgeprägte Beziehung zwischen Bild und Mensch. Vor allem Gegenstände, Situationen oder Abbildungen, welche sich direkt auf eine andere Person beziehen stellen den größten Faktor dieser Beziehung dar. Ein Sofortbild
gehört in dieser Theorie also nicht dem Fotografen, sondern eher der abgebildeten Person bzw. der Person welche man bei diesem Bild im Hinterkopf hatte. Allein die Tatsache, dass sich die Person meist riesig über dieses Geschenk freut, unterstützt das Weggeben ungemein und macht es meist auch unmöglich nicht zu tun.

Wenn ich also zufällig meine Polaroidkamera dabei habe und zum Beispiel an Straßenmusikern oder auch Obdachlosen vorbei komme, dann kann ich den Reflex des Bilder-machens meist nicht unterdrucken. Doch nicht für mich, Nein! Ich mache dies um das Bild daraufhin der jeweiligen Person zu schenken. So kommt anstelle ein paar Münzen ein Sofortbild in Mütze, Becher oder Gitarrenkoffer.

Nutzt man Situationen anderer Menschen aus um sich selbst mit einem Motiv/Bild zu bereichern?
Ist das Fotografieren sonst nicht total egoistisch?