Adventskalender 20: Wilde Zitate

Da ich dieses Jahr mein „janalog II“ komplett vollgeschrieben habe, möchte ich hier ein paar der Zitate wild teilen. Ohne auf Anspruch auf Vollständigkeit, was die Quellen oder den Kontext anbelangt. Es sind Wörter und Sätze, welche mich angesprochen haben und den Weg in mein Notizbuch gefunden haben. Eigentlich nur für mich, ohne das ich damit „wissenschaftlich“ arbeiten wollte. Daher sind manche Bezüge zur Herkunft auch für mich nicht ganz nachzuvollziehen – aber persönlich eigentlich auch nicht wichtig.

„Das Bild wird auch älter, gerade so, wie wir selbst altern [..], die Zeit jenes Bildes rückt nicht vor, schreitet nicht wie wir selbst stündlich vorwärts, der Zukunft entgegen. Es hat den Anschein, als stünde sie still, aber auch sie verschiebt sich, nur in umgekehrter Richtung. Sie vertieft sich immer mehr in die Vergangenheit. Und so entfernt sich auch das Bild mit der Zeit immer mehr in die Vergangenheit hinein […] – Pirandello

„Der Blick bemächtigt sich nicht der Bilder, sondern diese bemächtigen sich des Blickes. Sie überschwemmen das Bewusstsein. Das Kino bedeutet eine Uniformierung des Auges, das bis jetzt unbekleidet war“ – Kafka

„Photographieren ist ein unmoralischer Akt“ – Walter Benjamin

„Die Fotografie ist qua ihrer medialen Verfasstheit zu schnell für den psychischen Prozess, der erst über eine strikte Negation zur Akzeptanz des Todes führt“ – Die Tode der Fotografie – Katharina Sykora

„Wir müssen jedes Bild befragen: Wie möchtest du gezeigt werden?“ – Florian Ebner

„Die Fotografie, das ist die Jagd, das ist der Jagdinstinkt ohne die Lust zu töten. Es ist die Jagd der Engel…..man vervolgt, zielt, schießt und dann -klack!- anstelle von Toten bringt man Unsterbliche hervor“ – Chris Marker

„Fotografie ist das Produkt völliger Entfremdung“ – Marcel Proust

mit der kamera auf du

Seit einiger Zeit nehm ich jedes fotografische Altpapier freudig in meine Hände und genieße es die, zum Teil schon etwas angestaubten, Wörter der damaligen fotografischen Welt zu lesen. Das Buch „mit der Kamera auf du“ von Alexander Spoerl aus den 60ern stand im Regal auf der Arbeit und zog durch den Titel meine Aufmerksamkeit auf sich. Vor allem sind die Illustrationen ziemlich nett gemacht.

Ich frage mich selbst, wieso ich es komplett durchgelesen habe, denn ein Buch über Fototechnik zu lesen habe ich schon lange von meiner to-do-Liste gestrichen. Doch die ersten Seiten gefielen mir anscheinend und dann nahm alles seinen Lauf. Ich stolperte nämlich über einige Formulierungen und vor allem Vergleiche in Bezug auf Frauen, welche man sich Heute wohl nicht mehr erlauben dürfte.
Der folgenden Zitatsammlung sei vorangestellt, dass ich es als Zeitzeugnis sehe und nicht zu sehr verurteilen möchte. Im Buch tauchte einiges an Humor auf, welcher zwar bisschen fragwürdig ist, aber dennoch wirkt – man merkt sich so einige Sachen besser!
Was ich dem Autor hoch anrechne ist der Fakt, dass keinerlei Herstellername oder Ähnliches genannt wird. Selbst die Modellzeichnungen von Kameras, welche man wirklich entsprechenden Herstellern zuordnen kann, sind ohne entsprechenden Schriftzug. Es liest sich weniger sperrig als viele andere vergleichbare Bücher und es ist, wie schon genannt, einiges an Humor drin.

Und dieses Instrument, der Fotoapparat, ist in Wirklichkeit so einfach; nur die Leute, die etwas davon verstehen, haben alles so kompliziert gemacht“

„Und das Schönste an der Fotografie ist doch gar nicht das gelungene Bild, sondern das Fotografieren.
Oder möchten Sie eine Frau, die nur noch einen Knopf hat, und wenn Sie auf den drücken, die Frau ein Kind bekommt?
Es sind nicht immer die Früchte allein, welche beglücken, es ist das eigene Tun.“

„Eine Kamera wie eine vollendete Frau. Kann selber denken, aber gehorcht, wenn man es von ihr will.“

„Doch haben wir keine Wahl: seiner Kamera ein Gelbfilter aufzusetzen ist etwa das selbe, wie seiner eigenen Frau in den Mantel zu helfen. Den Erfolg spürt man erst auf die Dauer.“

„Zum Stativ gehört der Drahtauslöser, wie zur stillen Frau der Handkuss. Andernfalls stört man die Stille.“

„Ein gekränktes Weib nämlich glättet sich wieder, das ist das Entzückende an den Frauen, ein zerkratzter Farbfilm aber bleibt zerschunden.

Zum Thema Diaschauen „Antialkoholikern soll man überhaupt keine farbigen Bilder zeigen, das sind Menschen, die alles nur schwarzweiß empfinden.“

„Das gute Farbfoto erkennt man wie eine gute Frau: Man kann es immer wieder sehen.“

„Ein Film trocknet um so besser, je weniger eine Frau davon weiß. Denn eine Frau fasst ihn dennoch an.“

„Man verschwendet kein größeres Format, um schlechter entwickeln zu können, sondern um schärfer zu sein.
Man nimmt ja auch keine temperamentvollere Frau, um selbst müder sein zu dürfen“

„Filmen ergeht es wie Frauen: sobald man meint es zu können, geht man schlechter damit um. Filme aber rächen sich ganz genauso!“

Foto Kunst Theorie

www.foto-kunst-theorie.de

sprengel_fotoblogDas Sprengel Museum in Hannover hat nun einen Blog, welcher vor allem Theorie und Grundsatzfragen der künstlerischen Fotografie behandelt. Finde ich eine super Sache und werde nun erstmal ein bisschen in den Worten baden. Ich bin sehr gespannt was da noch so kommt!

Das Lachen und die Kamera

Es gibt Bücher, welche man einfach nicht erwartet, wenn man durch die Regale der Stadtbibliothek stöbert. Es hat mich letztens schon erstaunt ein Buch über die analoge Fotografie zu entdecken, nachdem ich mir das so lange erhofft hatte. Doch „Das Lachen und die Kamera von Rolf H. Krauss“ hätte ich wirklich nicht erwartet. Schon allein das solch ein Buch existiert hat mich etwas verwirrt, denn es ist einfach genial!

In diesem Buch wird ein Ausflug in die Geschichte der Fotografie gemacht, wie auch der Untertitel es so schön nennt „Eine andere Geschichte der Fotografie“. Dieses „andere“ ist Programm, denn es geht hier vor allem um die humoristische Begegnung mit diesem damals neuen Medium. So wie wir es Heute mit all der Satire und Komödianten-Programmen kennen, so wurden auch schon damals neue oder aktuelle Themen gerne auf die Schippe genommen oder in den Dreck gezogen. Vor allem zu den Anfängen der Fotografie gibt es bitterböse Karrikaturen und Texte.

analog gedacht

Ich habe lange gesucht, bin jeodch bisher nie fündig geworden – bis jetzt. In der Stadtbibliothek habe ich das erste Buch gefunden, welches die analoge Fotografie behandelt. Es handelt sich um das 2015 erschienene „think analog“ von Antonino Zambito.
Ich habe mich sehr darüber gefreut und sehe es als einen kleinen Aufschwung für die analoge Fotografie.

Doch leider bin ich persönlich ziemlich unglücklich über das Buch. Ich habe es nur quergelesen bzw. durchgeschaut, doch es ist das ähnliche Blabla der Fotografiebücher, gegen welche ich so allergisch reagiere. Es ist meiner Meinung nach ziemlich oberflächlich, wobei es für die meisten Leser wohl reichen wird. Da bin ich vielleicht einfach zu kritisch und darf solche Bücher einfach nicht lesen.

Jedoch bin ich in der allgemeinen Einführung unter der Überschrift „Entschleunigung. Jeder Schuss zählt“ über ein paar Formulierungen gestolpert, welche meinen Kopf doch sehr zum rattern bringen:
„[..]Man macht sich keine großen Gedanken um die Technik, sondern baut stattdessen eine Verbindung zum Motiv auf[..]“
Wirklich? Der erste Teil der Aussage verbinde ich eher mit der Smartphonefotografie oder Lomographie. Ich finde die Formulierung sehr missglückt. Zwar bin ich selbst oft ganz und gar nicht perfekt und eigentlich eine Verfechterin des instinktiven Handelns, aber bitte, technisches Wissen ist gerade in der analogen Fotografie durchaus das Rüstwerkzeug! Ein bisschen nachdenken was man denn machen will ist schon nötig. Und genau das ist für mich die Entschleunigung. Zeit zum Nachdenken UND für die Verbindung zum Motiv zu haben und sich diese auch zu nehmen!

„[..]Dadurch ist man immer bereit für das Foto und verpasst es nicht, weil man gerade auf den Bildschirm starrt[..]“
Auch hier läuft mir die Formulierung negativ den Rücken runter. Es ist ähnlich mit dem ersten Zitat, doch auch anders. Zwar starre ich nicht auf den Bildschirm, aber muss je nach Kamera die Einstellungen selbst vornehmen. Gerade bei Motiv- oder Lichtwechsel ist man nicht immer sofort bereit das Foto zu machen und sollte wach im Köpfchen sein. Verpassen ist meiner Meinung nach zudem gegenläufig zur Entschleunigung und geht doch sehr stark in die Richtung der Beschleunigung!

Aber, fotografieren und fotografieren lassen.
Egal ob digital oder analog, ich hab auf beiden Seiten sehr große Techniknarren kennen gelernt und finde daher allgemeingängige Formulierungen sehr schwer bis unmöglich.