Buch
Adventskalender 15 – Fotoleerbücher
Ich habe meinen freien Tag und sitze in der Stadtbibliothek, ganz nah bei den „Fotolehrbüchern“. Diesen Spaß gönne ich mir ab und an, auch wenn ich weiß, dass ich davon schlechte Laune bekomme.
Titel wie „Der Weg zum perfekten Foto“ oder „Fotorezepte“ lösen bei mir immer eine nahezu aggressives Verhalten aus. Doch warum? Bin ich einfach nur arrogant und alles andere als tolerant?
In meinem Kopf schwirren viele Gedanken dazu herum und ich mache mir gleichzeitig deswegen selbst Vorwürfe. Hab ich denn nicht gut reden, da ich schließlich eine fotografische Ausbildung habe?
Verschließe ich mich „Neuem“ und bin schon zu sehr in diesem Bereich vorbelastet?
Das kann ich selbst natürlich nicht beantworten, doch ich mag generell keine Ratgeber – es sind, so glaube ich, vor allem die unterschwelligen Botschaften, welche bei solchen Publikationen mitschwingen.
Als wäre das, genau so wie es es dort schwarz auf weiß geschrieben ist, und nur das, richtig. Als hätte der Autor die Weisheit mit dem Löffel gefressen und gut vorgekaut. Der Leser muss sein Kopf nicht mehr anstrengen und den Wissensbrei einfach nur noch schlucken.
„Mit diesen 5 Tipps machen Sie bessere Fotos mit ihrem Smartphone“, so oder so ähnlich sieht man es auch im Internet. Weiter geht es mit „50 Fotografen, die man kennen sollte“, welches hier im Regal steht. Perfekt, besser, DIE 5, 10, 50 besten, tollsten, bekanntesten……– diese Worte und Zahlen symbolisieren meiner Meinung nach so viel. Als gäbe es den einen, richtigen, Weg.
Man nehme das Licht, positioniere es so, einen schönen Menschen dazu, ein bisschen Zauber der Visagistin, natürlich noch eine gute Kamera – fertig ist das perfekte Portrait! Wie nach einem Kuchenrezept, nur haltbarer!
Ich verstehe es nicht, aber gleichzeitig mich selbst auch nicht! Zwar bin ich in meiner Ausbildung auch durch manch „Regelwerke“ gegangen, doch dies hat mich damals schon gestört.
Ich war nicht schlecht, doch einfach keine brave und gehorsame Handwerkerin.
Ja, das hört sich vielleicht danach an, als würde ich mich und meine Art zu fotografieren bejubeln und alles andere verachten…..doch so meine ich es nicht.
Ehrlich. Ich versuche offen zu sein, doch sobald jemand zu mir tritt, mit den Worten wie „du musst“, „du sollst“, „so und nicht anders“, dann sperre ich.
Mir wäre viel Frust und Ärger erspart geblieben, wenn ich brav alles wie im Lehrbuch abgearbeitet und umgesetzt hätte. Doch ist das immer der richtige Weg?
Ich bin unsicher und mag mich dennoch nicht beugen, mit Knoten im Kopf.
mit der kamera auf du
Seit einiger Zeit nehm ich jedes fotografische Altpapier freudig in meine Hände und genieße es die, zum Teil schon etwas angestaubten, Wörter der damaligen fotografischen Welt zu lesen. Das Buch „mit der Kamera auf du“ von Alexander Spoerl aus den 60ern stand im Regal auf der Arbeit und zog durch den Titel meine Aufmerksamkeit auf sich. Vor allem sind die Illustrationen ziemlich nett gemacht.
Ich frage mich selbst, wieso ich es komplett durchgelesen habe, denn ein Buch über Fototechnik zu lesen habe ich schon lange von meiner to-do-Liste gestrichen. Doch die ersten Seiten gefielen mir anscheinend und dann nahm alles seinen Lauf. Ich stolperte nämlich über einige Formulierungen und vor allem Vergleiche in Bezug auf Frauen, welche man sich Heute wohl nicht mehr erlauben dürfte.
Der folgenden Zitatsammlung sei vorangestellt, dass ich es als Zeitzeugnis sehe und nicht zu sehr verurteilen möchte. Im Buch tauchte einiges an Humor auf, welcher zwar bisschen fragwürdig ist, aber dennoch wirkt – man merkt sich so einige Sachen besser!
Was ich dem Autor hoch anrechne ist der Fakt, dass keinerlei Herstellername oder Ähnliches genannt wird. Selbst die Modellzeichnungen von Kameras, welche man wirklich entsprechenden Herstellern zuordnen kann, sind ohne entsprechenden Schriftzug. Es liest sich weniger sperrig als viele andere vergleichbare Bücher und es ist, wie schon genannt, einiges an Humor drin.
„Und dieses Instrument, der Fotoapparat, ist in Wirklichkeit so einfach; nur die Leute, die etwas davon verstehen, haben alles so kompliziert gemacht“
„Und das Schönste an der Fotografie ist doch gar nicht das gelungene Bild, sondern das Fotografieren.
Oder möchten Sie eine Frau, die nur noch einen Knopf hat, und wenn Sie auf den drücken, die Frau ein Kind bekommt?
Es sind nicht immer die Früchte allein, welche beglücken, es ist das eigene Tun.“
„Eine Kamera wie eine vollendete Frau. Kann selber denken, aber gehorcht, wenn man es von ihr will.“
„Doch haben wir keine Wahl: seiner Kamera ein Gelbfilter aufzusetzen ist etwa das selbe, wie seiner eigenen Frau in den Mantel zu helfen. Den Erfolg spürt man erst auf die Dauer.“
„Zum Stativ gehört der Drahtauslöser, wie zur stillen Frau der Handkuss. Andernfalls stört man die Stille.“
„Ein gekränktes Weib nämlich glättet sich wieder, das ist das Entzückende an den Frauen, ein zerkratzter Farbfilm aber bleibt zerschunden.
Zum Thema Diaschauen „Antialkoholikern soll man überhaupt keine farbigen Bilder zeigen, das sind Menschen, die alles nur schwarzweiß empfinden.“
„Das gute Farbfoto erkennt man wie eine gute Frau: Man kann es immer wieder sehen.“
„Ein Film trocknet um so besser, je weniger eine Frau davon weiß. Denn eine Frau fasst ihn dennoch an.“
„Man verschwendet kein größeres Format, um schlechter entwickeln zu können, sondern um schärfer zu sein.
Man nimmt ja auch keine temperamentvollere Frau, um selbst müder sein zu dürfen“
„Filmen ergeht es wie Frauen: sobald man meint es zu können, geht man schlechter damit um. Filme aber rächen sich ganz genauso!“
Das richtige „janalog“
Vor genau drei Jahren zeigte ich hier auf dem Blog mein janaloges Notizbuch, welches damals erst ein paar Monate alt und nahezu jüngfräulich war. Nun trage ich es seit über drei Jahren so gut wie täglich mit mir rum und kann mir nicht mehr vorstellen ohne aus dem Haus zu gehen. Jetzt sind nur noch ein paar wenige Seiten übrig und ich werde wohl ein neues Buch anfangen müssen. Das ist ziemlich schwierig, da mein bisheriges Notizbuch (bzw. das richtige „janalog“) auch als Arbeitsgrundlage auf Reisen oder in Wartemomenten diente. Mal schauen wie ich es weiterhin handhaben werde….mir fehlt mein abgegriffener Bündel aus Papier und Pappe jetzt schon. Vor allem der Inhalt!
Das Lachen und die Kamera
Es gibt Bücher, welche man einfach nicht erwartet, wenn man durch die Regale der Stadtbibliothek stöbert. Es hat mich letztens schon erstaunt ein Buch über die analoge Fotografie zu entdecken, nachdem ich mir das so lange erhofft hatte. Doch „Das Lachen und die Kamera von Rolf H. Krauss“ hätte ich wirklich nicht erwartet. Schon allein das solch ein Buch existiert hat mich etwas verwirrt, denn es ist einfach genial!
In diesem Buch wird ein Ausflug in die Geschichte der Fotografie gemacht, wie auch der Untertitel es so schön nennt „Eine andere Geschichte der Fotografie“. Dieses „andere“ ist Programm, denn es geht hier vor allem um die humoristische Begegnung mit diesem damals neuen Medium. So wie wir es Heute mit all der Satire und Komödianten-Programmen kennen, so wurden auch schon damals neue oder aktuelle Themen gerne auf die Schippe genommen oder in den Dreck gezogen. Vor allem zu den Anfängen der Fotografie gibt es bitterböse Karrikaturen und Texte.